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 Eine Exkremente Erzählung

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Markus
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Eine Exkremente Erzählung Empty
BeitragThema: Eine Exkremente Erzählung   Eine Exkremente Erzählung EmptySo März 16, 2008 4:56 pm

Studie in der tiefen Kunst der Koprolalie

Der regelmässige Verzehr von Stuhlgang kann sich unter Umständen ungesund auf den menschlichen Organismus auswirken. Das musste dieser eine Kerl da am eigenen Leib erfahren. Nennen wir ihn doch einfach Jörg. Der war aber auch zu blöd. Dachte, dass er am Ende schon kriegen würde, was er wollte, wenn er nur nett genug zu allen war. Jörg hatte einen wirklich beschissenen Job in einem Büro. Da war er allerdings nur ein kleines Licht, also keine Leuchte. Ohne auch nur die geringste Chance, jemals in die Chefetage zu kommen. Und als ob das allein noch nicht reichen würde, um ihm wirklich jeden Tag den Tag zu versauen, haben ihn sie da auch immer genötigt, Scheisse zu fressen. So ist das Überleben im darwinistischen Büroalltag von Heute. Wer ziemlich weit unten in der hierarchischen Hick-Hack-Ordnung steht, hat echt verschissen. Deswegen war es auch irgendwie nur fair, dass unser lieber, guter Jörg der Arsch war. Ausgehend von der Suppe, die man sich selbst eingebrockt hat und dann folgerichtig auch auslöffeln muss: Wer Scheisse baut, soll sie auch fressen!

Der Jörg hat das auch immer gemacht. Sich die Nase zu gehalten und die Fäkalien, die sie ihm da vorgesetzt haben runter gewürgt. Nicht gerade angenehm, aber für ihn immer noch besser, als seine Anstellung zu verlieren. Die anderen im Büro wussten das und haben ihm dann auch noch die Scheisse vorgesetzt, die sie selber fabriziert haben. Schlucken, oder Spucken? Jörg hat geschluckt. Sich auch nicht dagegen gewehrt. Bloss einmal. Weil es ihm gestunken hat. (Der unangenehme Geruch des Kots von Allesfressern, also von Schweinen und Menschen, kommt in erster Linie vom Schwefelwasserstoff. Der entsteht beim Abbau von Proteinen, weil in denen sind schwefelhaltige Aminosäuren drin.) Da bekam der Kerl dann von seinem Abteilungsleiter einen Einlauf. Einen Einlauf, bis hinauf in die höchsten Windungen seines Dünndarms. Oder, anders ausgesprochen, nämlich umgangssprachlich: Er bekam den Arsch aufgerissen. Bis zu den obersten Knöpfen seines verschwitzten Hemds. Derartige Aftereröffnungen muss man sich als überaus schmerzhaft vorstellen. Sowohl für den Körper, auch als für den Geist. Von der erheblichen Schwächung des Selbstwertgefühls ganz zu schweigen. Und von da an hatte der arme Jörg einfach nicht mehr genug Eier und Arsch in der Hose gehabt, um auf den Schreibtisch zu hauen und den ganzen Bullshit, den sie ihm da mit schöner Regelmässigkeit reingewürgt haben, wieder auszukotzen ...

Du bist, was du isst. Und deswegen hat es nicht lange gedauert, bis er wegen seiner ungesunden Ernährung krank geworden ist. Sein Arzt nannte es Osteopenie. So heisst es, wenn die Knochen weich werden, weil sie Calcium verlieren. Ausgeschieden hat Jörg sein körpereigenes Calcium über den Harn und über den Stuhl. Bestand da eine Verbindung zu seiner Scheiss-Ernährung? Der Arzt sagte: „Ja!“ Weil nämlich der erhöhte Schwefel in seinem Stoffwechsel Säuren gebildet hat, die eine Entmineralisierung der Knochen ausgelöst haben. Irgendwann hatte Jörg dann kein Rückgrat mehr. Da war er nur noch ein in sich selbst zusammengesunkener Fleischberg, der sich auf Kniehöhe über den Boden schob. Deswegen hat ihn der Abteilungsleiter dann auch in sein Büro geholt. Was soll man bloss mit einem machen, der kein Rückgrat mehr hat? Der ist ja zu nichts mehr zu gebrauchen, wenn er noch nicht einmal mehr aufrecht in seinen Sessel furzen konnte. Die Möglichkeiten eines Korsetts wurden zwar kurz in Erwägung gezogen, aber gleich wieder verworfen. Es hätte ohnehin nur die Symptome behoben, aber nicht die Krankheit geheilt. Also bot ihm sein Vorgesetzter die Kündigung an.
„Geh´ mit Gott, aber geh´!“ Jörg hätte eigentlich ganz gut von Hartz IV. leben können. Aber er war nun mal zu blöd. Eben so ein verkappter Idealist. Bettelte darum, seinen beschissenen Job behalten zu können. Ohne ihn wäre er ja verloren, dachte er sich. Mit Tränen in den Augen. In der postmodernen Leistungsgesellschaft muss man sich über seinen Job definieren. Aber der Abteilungsleiter sprach: „Nein!“ Jörg hätte ihn gern auf Knien angefleht, aber auch für solche Handlungen braucht man Knochen im Leib. Er kroch also nur jammernd und schluchzend auf dem Teppich herum, bis es seinem Vorgesetzen auf die Nerven gegangen ist und er:
„Leck´ mich doch am Arsch!“ gesagt hat. Und das hat der Jörg dann auch getan. Da, wo es am bittersten schmeckt. So tief gesunken war er da schon. So verzweifelt. Allerdings: Genützt hat es nichts.

Deshalb sah Jörg in seiner Not nur noch einen Ausweg: Er kroch er seinem Abteilungsleiter in den hämorrhoidischen Arsch hinein. Das ist jetzt weder metaphorisch gemeint, noch allegorisch. Für ihn war es der Ausweg zum Erfolg. Jörg kroch ihm tatsächlich in den Arsch und holte sich dabei zuerst einmal eine braune Nase. Doch das sollte ihn nicht abhalten. Durch den Anus zwängte er sich, mit aller Kraft, bis er die straffen Phasern des verkrampften Schliessmuskel aufgerissen und hinter sich gelassen hatte. Ohne Knochen geht das. Und ein schleimiger Typ war er ja ohnehin, da ist er dann ganz leicht reingeflutscht, die schwule Sau. Danach ging es in den Mastdarm und weiter, immer weiter, bis in die obersten Windungen des Dünndarms hinauf kroch er. Dort blieb er dann und richtete sich wohnlich ein. Und so ist am Ende doch noch alles gut geworden. Es gefiel Jörg an diesem Ort. Da war er gern. Hatte es mollig warm. Ernährte sich von der Scheisse und vom Unverdautem seines Wirts. Wie ein Parasit. Wie ein lästiger Bandwurm. Er war es ja nicht mehr anders gewöhnt und hatte auch keine harten Knochen mehr im Leib, die weich hätten werden können. Ab und zu verursachte er ein paar Blähungen, aber wehende Darmwinde sind doch nun wirklich kein Ding, über das man sich auslassen sollte. Jörg war glücklich. Er hatte es schliesslich doch noch auf Umwegen in die Chefetage geschafft.
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