Einsam schlich die Nacht von dannen. Zog sie sich zurück oder wich sie? Der Tag gab der Welt wieder ihre Farben zurück, doch für den einen oder anderen blieb sie grau in grau.
Tom, ein unscheinbarer Junge, war einer von ihnen. Der typische Aussenseiter. Oder waren wir es im Grunde alle?
Er setzte sich vor seinen PC und surfte im Internet herum als er eine Forumseite fand, in der über über einen Füllfederhalter diskutiert wurde. Unzählige Geschichten und Anregungen fand er, aber er schien missmutig über diese Zeilen zu sein.
Eine flackernde Kerze spendete ihm zu seiner Rechten etwas Licht und das Leuchten des Monitors schnitt sein Gesicht wie eine Maske aus der Dunkelheit heraus. Warum war es dunkel, wenn doch erst der Tag begonnen hatte?
Tom war kein großer Freund von Tageslicht und die Welt die ihn umgab langweilte ihn auf merkwürdige Weise. Die endlosen Weiten des Internet waren ihm lieber.
"Hmmm ... ein Füllfederhalter" murmelte er vor sich hin und versank in Gedanken. Sein Kopf kippte nach hinten auf die Lehne des Sessels, seine Hand griff nach der Tasse mit heißem Kaffee.
"Warum ein Füllfederhalter? Was sollte er bezwecken?" sagte er zu sich selbst mit beherrschtem und fragendem Ton. Wieder nippte er an seinem Kaffee und wärmte sich seine kalten Hände an der Tasse. Zeile um Zeile verschlang er. Die Augen flogen im Zickzack. Er stellte sich eine Frage nach der anderen - und stoppte.
Tom lauschte der Stille. Eine Stille, die man fast schon hören konnte. Irgend etwas grub sich aus seinem Unterbewusstsein ans Tageslicht. Hatte er einen solchen Federhalter nicht schon einmal gesehen?
Nun ratterte es in seinem Kopf, schlimmer als eine alte Schreibmaschine, deren kleine Hämmer Worte aufs Papier brachten.
Aufgescheucht lief er im Zimmer auf und ab mit dem Gedanken in seinem Kopf : "Ich habe ihn gesehen! Doch wo? Verflixt! Wo?"
Tom stellte seine Tasse auf dem Computertisch ab und rannte in dem alten Haus, dass er bewohnte, nach oben . Eine Treppenstufe nach der anderen erklomm er, immer näher zum Dachboden. Die Stufen knarrten beachtlich. "Wie oft wohl wurden sie schon benutzt und von wem?" sprach er laut und schaltete eine Taschenlampe an.
Oben angekommen zog er langsam den Riegel zur Bodentür zurück und ein lautes Knarren ertönte als er sie öffnete. Kartons und - auf den ersten Blick - Unrat offenbarten sich ihm. Den Lichtkegel der Taschenlampe ließ Tom durch die Dunkelheit wandern.
In einer Ecke erspähte er sie. Eine unscheinbare Kiste mit den Sachen von seinem Großvater.
Tom steckte den Lampengriff in den Mund, um die Kiste mit einem festen Griff zu packen. Vorsichtig trug er sie nach unten. Inmitten des Wohnzimmers platzierte er die Truhe auf dem Teppich und machte Licht, damit er sehen konnte, was ihn erwartete.
Vor der Kiste hockend öffnete er sie vorsichtig, fast zaghaft.
Vergilbte Fotoalben, Orden, Briefe und ein kleines Kästchen kamen zum Vorschein. Mit seinem Ärmel wischte er den Staub ab und wusste, dass das Kästchen etwas Geheimnisvolles verbarg.
Seine Hände fingen an zu zittern als sich seine Finger immer mehr dem Verschluss näherte. Stockend öffnete er es.
Und was fand er darin?
Fast zu Stein erstarrt fiel sein Blick mit weit geöffneten Augen auf einen schwarzen Füllfederhalter mit Goldverzierungen.
War es das Schreibwerkzeug, über das sie dort in diesem Forum geschrieben hatten? Oder doch ein ganz anderer Füller?
Aber wenn er es war, woher sollten diese Fremden hiervon wissen?
Warum fand er genau jetzt diese Seite im Internet?
Fragen über Fragen überfielen ihn gleich einem dunklen Schatten, der ihn zu verschlingen drohte.