An einem Tag mit Sonnenschein
glaubte Karl es wäre fein
einen Gang im Park zu wagen.
Und so hörte er sich sagen:
„Mutter, hör, ich geh ein Stück,
komme um halb drei zurück.“
Die Mutter sprach: „Dann hab fein Acht
und wenn dich eine Frau anlacht,
dann nimm die Beine in die Hand
und komm ganz rasch nach Haus gerannt.
Die taugen nichts, drum sei kein Narr.
Du bist ja auch erst 50 Jahr'.“
Der Karl vertraute seiner Mutter,
sie nahm ja auch die gute Butter
und kannte ihn seit Jahr und Tag,
wusste alles was er mag.
Das Weibervolk war bös und schlecht.
Ja – die Mutter hatte gar so Recht.
So schritt er denn zur Tür hinaus,
verließ die Sicherheit des Baus,
sagte artig: „Guten Tag!“
Wie man es von ihm hören mag.
Der Pollunder saß so wie er sollte,
da Karl sich nicht blamieren wollte.
Im Park, da herrschte reges Treiben,
und Karl, der musste mutig bleiben,
denn wo sich Leiber aneinander drücken
ging er nicht hin aus freien Stücken.
Bald schon fing er an zu schwitzen,
vor den Augen begann's zu blitzen.
Menschen machten ihn nervös,
Menschen aller Form und Größ'.
Er hielt sich lieber gut verborgen,
so ersparte man sich viele Sorgen.
Ihm wurde übel und er keuchte,
sogar ein Stöhnen nun entfleuchte.
Eine junge Frau kam rasch heran,
fragte Karl: „Sie armer Mann,
geht es ihnen denn nicht gut?
Aus Ihrem Antlitz weicht das Blut.“
Der Karl war nun restlos schockiert.
Warum hat sie's nicht ignoriert?
Nun drehte sich die Welt zu schnell,
ganz so als wär's ein Karusell.
Der Karl begann jetzt auch zu Fallen
und wollte sich an etwas krallen.
So griff er denn ganz unbewusst
an die pralle Frauenbrust.
Sie schrie und schubste ihn beiseite,
suchte kreischend schnell das Weite.
Karl war mehr als schlicht schockiert.
Wie war das Unglück nur passiert?
Er wollte doch nichts Böses tun.
Was dachte nur die Mutter nun?
Als wär's des Übels nicht genug,
kam des Weges der Herr Schug.
Der Chef vom Karl, streng sein Blick.
Karl wich angsterfüllt zurück.
Der Chef rief: „Du perverses Schwein!
Wirst nicht länger mehr beschäftigt sein!“
Karl nahm seine Beine in die Hand
und stieß dabei über den Rand
der schmalen Brücke eine Rentnerin.
Unten angekommen war sie hin.
Wirr und panisch rannte er,
missachtete auch den Verkehr.
So kam es, dass Ferrari-Paul
nicht mehr beherrschte seinen Gaul.
Der bremste heftig, doch zu spät,
hatt' ein Pärchen umgemäht.
Und wie schlecht dressierte Affen,
begannen andere zu Gaffen.
Das Ergebnis war natürlich
ein Massenunfall – unwillkürlich.
Flüchtend rammte Karl eine Leiter,
besetzt mit einem Bauarbeiter.
Der ließ sofort die Kelle fallen
und auf das Haupt vom Ludwig knallen.
Ludwig war der Bürgermeister,
ein Halunke, ein ganz dreister.
Er stieß sofort die Leiter um.
Ein weiteres Opfer – sei es drum.
Doch all die Baustellenkollegen
sahen darin keinen Segen.
Sie schnappten sich ihr Arbeitszeug,
auf dass nun er das Haupte beug.
Aber Ludwig kannte militantes Pack,
die waren preußisch noch auf Zack.
Vom Schützenverein kam die Elite
und besetzte nun die Stadtgebiete.
Karl ignorierte die beginnende Schlacht,
auch wenn er den Stein ins Rollen gebracht.
Erst im Elternhause angekommen
verstand er langsam ganz benommen,
das Ausmaß der kleinen Eskapade.
Um den Spaziergang war es schade.
Mutter rief: „Wie war der Gang,
kamst du auch am See entlang?“
„Ach Mutter, der Park ist nichts für mich.
Ich bleibe hier, ich hab ja dich.
Außerdem sollten wir die Stadt verlassen.
Du weißt: ich mag keine Menschenmassen.“