Theo und Svenja gehen in das angrenzende Zimmer.
SVENJA: Also, das ist das Zimmer.
THEO: Aha, ...
SVENJA: Du klingst nicht gerade sehr begeistert.
THEO: Nein, es ist, ... es ist toll.
SVENJA: Ich weiß, ein bißchen klein. Und es müsste mal
wieder tapeziert werden. Aber hier kann man schon
ganz gut leben.
THEO: Mhm.
SVENJA: Was ist?
THEO: Es riecht irgendwie komisch.
SVENJA: Wir haben schon länger nicht mehr gelüftet.
THEO: Das ist es nicht. Es riecht, ... also es riecht
irgendwie nach, ... Ich weiß ja auch nicht ...
SVENJA: Ich mach mal ein Fenster auf.
THEO: Es riecht irgendwie nach Pommes!
SVENJA: Ach, das meinst du! Ja, das ist richtig. Im ersten
Stock vom Haus ist so eine kleine Kneipe. Und
direkt hier drunter ist die Küche.
THEO: Und die hat eine Friteuse?
SVENJA: Um genau zu sein, hat sie vier Friteusen. Aber, da
gewöhnt man sich dran. Schau´ mir fällt das
eigentlich gar nicht mehr auf.
THEO: Ach, ja?
SVENJA: Ja! In den ersten Wochen war es schon lästig, klar.
Aber dann ist es besser geworden.
THEO: Mhm, ...
SVENJA: Gut! Was gibt es sonst noch? Wir haben hier auf dem
Stockwerk eine Toilette und ein Badezimmer. Draußen
im Flur. Ist manchmal ein bißchen hektisch, aber
naja ... Und die Küche ist eine Gemeinschaftsküche.
THEO: Und wieviel soll es gleich wieder kosten?
SVENJA: Fünfhundert Euro!
THEO: Was? N´ bißchen viel, findest nicht auch?
SVENJA: Hey! Überleg´ mal. Du hast hier ne´ echt zentrale
Lage. Innenstadt. Keine zehn Minuten bis zur Uni.
Sie sieht ihn an. Theo bleibt skeptisch.
SVENJA: Wenn du auswärts wohnen würdest und jeden Tag
pendeln müsstest, dann wäre das teuerer! Viel teurer!!
THEO: Ach, ja?
SVENJA: Jepp! Ich hab´s mal ausgerechnet.
THEO: Okay, wenn du das sagst, dann wird das wohl
stimmen. Obwohl ich immer dachte, dass man als
Student die öffentlichen Verkehrsmittel umsonst
benutzen kann ...
SVENJA: Und billigere Zimmer gibts hier in ganz Marburg nicht.
THEO: Na, gut. Dann glaub´ ich dir das auch noch.
SVENJA: Und dann hätten wir noch unsere Regeln.
THEO: Regeln?
SVENJA: Ja, wenn mehrere Menschen zusammen leben, dann
braucht man ein paar klare Regeln. Sonst macht
jeder, was er will. Keiner was er soll und alle mit.
THEO: Was sind das denn für welche?
SVENJA: Warte, ich hab hier irgendwo die Liste.
Sie sucht in ihren Taschen, findet aber nichts.
SVENJA: Nee, hab´ ich nicht. Warte mal.
Sie lässt Theo alleine. Frank taucht wieder auf.
FRANK: Na, was denkst du?
THEO: Äh, ... Ja. Ganz nett.
Frank mustert Theo von oben bis unten.
FRANK: Verstehe. Und was denkst du wirklich?
(Pause)
Komm schon! Mir kannst du nichts vormachen. Spar´
dir die verlogene Heuchelei und die falsche
Freundlichkeit.
THEO: Es ist schon ziemlich seltsam ...
FRANK: Das ist es. Und es wird noch schlimmer!
THEO: Naja, es ist halt so: Ich brauch das Zimmer.
Unbedingt. Bei den anderen Wohnungen war ich
entweder zu spät dran, oder hab´ Absagen bekommen.
FRANK: Und langsam rennt dir die Zeit davon?
THEO: Ja.
FRANK: Das ist schlecht.
Ein Moment dies Schweigens tritt ein. Sie vermeiden, sich gegenseitig anzusehen, starren abwechselnd in die Luft, oder auf den Boden.
FRANK: Nichts ist schlimmer als peinliches Schweigen, nicht wahr?
THEO: Jepp.
FRANK: Machen wir ein bißchen belanglosen Small-Talk?
THEO: Mhm.
FRANK: Fang an.
Theo denkt nach, sieht sich um.
THEO: Marburg soll ja eine gute Uni haben ...
FRANK: Marburg hat keine Uni. Marburg is ne´ Uni.
THEO: Ach, nee...?
FRANK: Ach, doch ...
THEO: Und wie lebt es sich dann hier?
FRANK: Bin immer gern hergefahren ...
Frank denkt nach.
FRANK: ... aber viel lieber wieder weg.
THEO: Ahja, ...
FRANK: Tja, ... Dann wünsch ich dir noch viel Glück ...
Frank verschwindet. Svenja kommt rein.
SVENJA: Kommst du ins Foyer?