nachts ist es dunkel, ist es kalt
und der baum, zerfurcht und alt
wie er auf dem marktplatz steht
und seine geschicht´erzählt
ich war ein keimling, winzig klein
man pflanzt mich in die erde rein
doch kaum steckt ich den kopf heraus
ein sonnenstrahl traf mich, o graus
ich wurde grösser, bekam den stamm
an diesen pinkelten sodann
die hunde, alle, gross und klein
ich dachte, ich geh wieder ein
doch ich wuchs weiter, jahr für jahr
bis ich so gross wie heute war
war schattenspender, gab sauerstoff
erlebte unter mir so manchen zoff
als hier noch eine kneipe war
das bier in strömen floss, wie wahr
die kneipe gibt es lang nicht mehr
dafür kamen die bänke her
touristen, junge, alte leute
und auch so manche kindermeute
vergnügten sich hier unter mir
und mancher trank sein dosenbier
doch heute bin ich alt und grau
so wie die arme , kranke frau
die tags an meinen stamm sich stützt
weil sie so in der sonne schwitzt
die tage von mir sind gezählt
hab ein leben mich gequält
hab viel erlebt an diesem fleck
schreibt es jetzt auf, sonst ist es weg.
rn , sommer 2004