Hans Mayher war ein kluger Mann, der viele Dinge sich ersann.
Er war ein guter Christensohn, stand in Arbeit und in Lohn,
war treu der Frau, ein lieber Vater, hatte Haus, Garten, Auto, Kater.
Kurz: Der Mayher schien perfekt, bis ... Ja, bis man’s hat entdeckt,
das Geheimnis in seinem Schuppen - die vielen, vielen Puppen.
Renate hat es sehr verwundert, waren es doch mehr als hundert.
Als die perfekte Ehefrau wollt sie’s nicht wissen so genau
wo er sie hat gefunden. Vielleicht auf seinen nächtlich’ Runden?
Oder waren es etwa Gaben von Mädchen und von Knaben,
denen er half in großer Not? Waren sie lebendig - oder tot?
Sie schwieg und nahm in Kauf des Schicksals kalten Lauf.
Doch blieb der Zweifel wohl bestehen. Sollte es so weitergehen?
Der Schuppen bot nur wenig Platz für Mayhers heiß geliebten Schatz.
Bald schon war der Keller voll, bis er beinah überquoll.
Und Hans Mayher wurd’ nervös, bald darauf verhärmt und bös’.
Er musste dringend etwas tun, die Puppen ließen ihn nicht Ruh’n.
Der Mayher träumte jede Nacht, das man’s hat ans Licht gebracht,
sein zweites, hässliches Gesicht. Er sah sich bald schon vor Gericht.
Dazu durfte es nicht kommen. Sie hätten ihm die Ehr’ genommen.
In Panik lief der Mayher weg, hinterließ nur seinen Dreck.
Im Garten fand man sie alsbald - jung und schön und - ach - so kalt.
Unter Rosen kleine Leiber, unter Tulpen Straßenweiber.
Unter Veilchen gar so blau - seine tote Ehefrau.
Seine Tochter blieb verschwunden, man hat nur ihre Katz’ gefunden.
Nicht an einem einz’gen Stück, doch Hans, der hatte leider Glück.
Mehr als ein Jahr zog schnell vorüber und als die Tage wurden trüber,
da kam ein Mann mit schütterem Haar zu einer kleinen Kinderschar.
“Ich bin der Onkel mit dem Buch und nur sehr kurz hier zu Besuch.
Wollt ihr meine Hand ergreifen, mit mir durch die Märchen streifen?
Ich bin der Hans, meine Kleinen - und ihr seid nun die Meinen!”