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 Unter Linden

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CromCruach
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BeitragThema: Unter Linden   Unter Linden EmptyMi Feb 10, 2010 8:45 pm

Es ist der Samstag noch nicht alt,
bei Sonnenschein wird keinem kalt,
da stürmt die Herde, wacker, wacker,
in Frömmigkeit den Gottesacker.

Gerda eilt gleich vorne weg,
in einer Hand das Grabgesteck,
mit der andern stützt sie sich
auf den Gehstock – fürchterlich.

Hinter ihr, mit viel Geschnatter,
der ganze Rest, den der Gevatter
bis heute noch nicht mitgenommen.
Doch wird er auch zu denen kommen.

Wenn einer nun in stiller Trauer
weilt vorm Grab, ist's nicht von Dauer.
Wüst wird sein Gebet gestört,
da man's Geschwätz nicht überhört.

Ein altes Paar weilt unter Linden,
man möchte es als schön empfinden.
Doch könnt' man in die Köpfe schauen,
würd's einen frösteln voller Grauen.

In Gedanken sieht er schon,
seine Frau, die fliegt davon.
Sieht sie dort im Grabe liegen
und sich selbst vor Lachen biegen.

Auch die Frau hätt's gar so leicht,
sobald ihr Mann endlich erbleicht.
Sie lächeln sich einander zu,
sehen den andern in der Truh'.

Zur Inspektion wird nun geblasen:
Ist getrimmt der grüne Rasen?
Sind die Gräber einwandfrei
oder ist auch Schund dabei.

Da schreit die Hedwig laut und hell:
„Gott, der Herr, kommt alle! Schnell!“
Auf einem Grab, oh weh, oh weh,
wächst das Unkraut in die Höh'.

Also wird zur Tat geschritten:
Mit Krückenhieben und mit Tritten
liegt die Pflanze bald in Teilen,
niemand kann sie jetzt noch heilen.

Ein kleines Mädchen kommt herbei,
angelockt von dem Geschrei.
Ihr Vater hält sie bei der Hand
und beide suchen festen Stand.

So grausam ist, was sie erblicken,
des Vaters Stimm' droht zu ersticken:
„Mein Töchterchen, nun weine nicht,
auch wenn dir fast das Herz zerbricht.“

„Ach, Papa, meine Blume, sieh!
Nun freut die Mama sich doch nie.“
Kind und Vater gehen stumm
und Gerda meint: „Pah, sei es drum.“

„Unkraut hat hier nichts verloren“,
flüstern alle ganz verschworen.
„Was bringt der auch sein Kind
dorthin, wo die Toten sind?“

Als der Pfarrer just erscheint,
glaubt man, dass er sich vereint
mit der Friedhofswachschwadron,
doch ist er streng in seinem Ton:

„Schämen solltet ihr euch alle,
kommt hierher und bringt zu Falle
was an Frieden dieser Ort
geben soll. Nun schafft euch fort.“

Brummend löst der Pulk sich auf,
doch wie's so ist im Weltenlauf,
wird am nächsten Samstag Morgen
die Schar für neue Unruh' sorgen.
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